Bei der Bezahlung von Frauen und Männern klafft eine Lücke, die als „gender pay gap“ Eingang in gleichstellungspolitische Diskussionen gefunden hat. Aber auch bei der Beschäftigungsquote von Frauen und Männern in der EU gibt es in der Regel eine Lücke. Der „gender employment gap“ beläuft sich in den 28 EU-Staaten durchschnittlich auf 11,6 Prozent, wie eine umfangreiche Studie der Europäischen Union zum Thema zeigt.
Der „gender employment gap“ bezeichnet die Differenz zwischen der Erwerbsquote von weiblichen und männlichen Beschäftigten. Die Lücke in der Beschäftigungsquote ist in den einzelnen Ländern zwar unterschiedlich hoch, vorhanden ist sie aber überall. Das zeigt die Untersuchung „The gender employment gap: Challenges and solutions“, die von der EU aktuell herausgegeben wurde.
Der Bericht zeigt mit umfangreichen Analysen, wie es um den gender employment gap in der EU bestellt ist, welche Auswirkungen die – in allen Staaten – niedrigere Beschäftigungsquote von Frauen hat und welche politische Maßnahmen erfolgsversprechend sind, um die Differenz zu verringern.
Beschäftigungsquote Frauen in Österreich: 66,9 Prozent
In der EU lag die Beschäftigungsquote 2014 bei Frauen zwischen 15 und 64 Jahren bei 59,6 Prozent und bei Männern derselben Altersgruppe bei 70,1 Prozent. In Österreich waren zu diesem Zeitpunkt 66,9 Prozent der weiblichen Bevölkerung beschäftigt, in Schweden 73,1 Prozent. Am wenigsten weibliche Erwerbstätige gab es 2014 in Griechenland mit 41,1 Prozent.
Gender employment gap Österreich: 9,2 Prozent
Die Differenz bei der Beschäftigungsquote ergibt sich ganz einfach, wenn von der männlichen Beschäftigungsquote die weibliche abgezogen wird. Dabei liegt Österreich mit einem gender employment gap von 9,2 Prozent (wie in der ganzen Studie beziehen sich die Zahlen auf das Jahr 2014) unter dem Durchschnitt der EU28 mit 11,6 Prozent. Am größten ist die Lücke in Malta mit einem gender employment gap von 27,8 Prozent, in Finnland beträgt die Differenz lediglich 2,9 Prozent.
Arbeitslosenquote bei beiden Geschlechtern gleich
Kaum eine Differenz gibt es hingegen bei der Arbeitslosenquote: Die Wirtschaftskrise hat in allen EU-Mitgliedsstaaten dazu geführt, dass die Arbeitslosenquote von Frauen und Männern von 2008 bis 2014 gestiegen ist. Frauen und Männer sind fast im selben Ausmaß betroffen: In der EU waren 2014 10,4 Prozent der Frauen und 10,2 Prozent der Männer ohne Arbeit. Der Anteil der Langzeit-Arbeitslosen ist von rund 37 Prozent im Jahr 2008 auf rund 50 Prozent im Jahr 2014 gestiegen – und zwar bei beiden Geschlechtern.
Teilzeitarbeit und niedrigere Löhne
Frauen sind in allen EU-Staaten überrepräsentiert bei Teilzeitarbeitsplätzen und im Niedriglohnsektor. Das führt zu mangelnder ökonomischer Unabhängigkeit, auch wenn Frauen tendenziell höhere Bildungsabschlüsse nachweisen können als Männer. Und auch der gender pay gap, also der Unterschied in der Bezahlung von Frauen und Männern, ist in allen EU-Staaten unverändert erhalten geblieben.
Auswirkungen und politische Maßnahmen
Neben dieser Bestandsanalyse über die Beschäftigungsquoten von Frauen und Männern in der EU liefert der Bericht weitere wichtige Analysen: über wirtschaftliche und soziale Folgen der niedrigen Beschäftigungsquote von Frauen für die Mitgliedsländer zum Beispiel. Natürlich wurde auch untersucht, welche politischen Maßnahmen erfolgreich sind, um die Beschäftigungsquote von Frauen zu steigern. Auch darüber gibt der Bericht Auskunft. (da)
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