Die Untersuchung „A long way to go for LGBTI equality“ der Europäischen Grundrechte-Agentur (FRA) gibt einen Überblick, wie rund 140.000 LGBTI-Personen in der Europäischen Union, Großbritannien, Serbien und Nordmazedonien ihre Menschenrechtssituation erleben. Außerdem werden die Ergebnisse mit der ersten großen FRA-Erhebung zur Menschenrechtssituation von LGBT-Personen aus dem Jahr 2021 verglichen.
Die wichtigsten Ergebnisse der Erhebung:
- Offenheit: Sechs von zehn Befragten vermeiden es, mit ihren Partner_innen in der Öffentlichkeit Hand in Hand zu gehen.
- Mobbing: Zwei von fünf Befragten geben an, im Jahr vor der Erhebung Opfer von Mobbing geworden zu sein.
- Übergriffe: Eine von fünf Transgender- bzw. intersexuellen Personen hat körperliche oder sexuelle Übergriffe erfahren – das sind doppelt so viele wie in anderen LGBTI- Gruppen.
- Diskriminierung: Jede fünfte befragte Person fühlt sich am Arbeitsplatz und mehr als jede dritte bei Freizeitaktivitäten in der Öffentlichkeit diskriminiert.
- Schule: Jede zweite LGBTI- Person gibt an, dass es in der Schule Mitschüler_innen bzw. Lehrer_innen gibt, die LGBTI unterstützen.
- Wirtschaftliche Situation: Jede dritte befragte Person kommt finanziell nur mit Mühe über die Runden. Bei intersexuellen und Transgender-Personen, für die die Situation noch prekärer ist, ist dies sogar jede zweite.
Diese Erkenntnisse werden in die für dieses Jahr geplante LGBTI-Gleichstellungsstrategie der Kommission einfließen. Die FRA appelliert an die EU und ihre Mitgliedstaaten, in folgenden Bereichen Maßnahmen zum Schutz der Rechte von LGBTI-Gruppen zu ergreifen:
- In diskriminierender Absicht begangene Straftaten: Schaffen einer Nulltoleranzkultur in Bezug auf Gewalt und Mobbing gegen LGBTI-Personen, damit lesbische, schwule, bi-, trans- und intersexuelle Menschen ihr Recht wahrnehmen können, sich frei und ohne Angst zu bewegen. Investition in die Aus- und Fortbildung von Polizisten, um sicherzustellen, dass die Polizei hassmotivierte Straftaten gegen LGBTI- Personen erkennt, erfasst und ordnungsgemäß untersuchen kann und dass Opfer gerecht behandelt werden und sich sicher genug fühlen, um Übergriffe anzuzeigen.
- Meldung: Erleichterung der Meldung von Straftaten und Diskriminierung durch Online- Meldeinstrumente, kommunale Anlaufstellen und polizeiliche Aus- und Fortbildung. Angemessene Ausstattung von Gleichstellungsstellen, damit sie Diskriminierungsopfer wirksam unterstützen können.
- Diskriminierung: Verabschiedung der Gleichbehandlungsrichtlinie zur Ausweitung des Diskriminierungsverbots über den Arbeitsplatz hinaus. Verwirklichung umfassender nationaler Aktionspläne, um die Wahrung der Rechte von LGBTI-Personen in allen Lebensbereichen zu fördern.
- Schule: Schaffen eines sicheren und unterstützenden Umfelds für junge LGBTI- Personen in der Schule. Hilfe für Schulen und Lehrer_innen beim Erfahrungsaustausch und bei der Bekämpfung von Mobbing gegenüber LGBTI-Gruppen an Schulen. Es muss sichergestellt werden, dass die sexuelle Orientierung von LGBTI-Personen in Unterrichtsmaterialien nicht als Krankheit dargestellt wird.
Ergebnisse für Österreich
- 39 Prozent der Befragten vermeiden es, öfter oder immer die Hand ihrer/ihres gleichgeschlechtlichen Partner_in zu halten. In den EU-28 gaben das 61 Prozent an.
- 19 Prozent vermeiden gewisse Ort oft oder immer aus Angst vor Übergriffen. In den EU-28 gaben das 33 Prozent an.
Diskriminierung
- 20 Prozent der Befragten gaben an, im Jahr vor der Erhebung bei der Arbeit diskriminiert geworden zu sein. In der EU gaben das 21 Prozent an.
- Diskriminierung betrifft viele Lebensbereiche, wie zB ein Lokal zu besuchen, einzukaufen oder medizinische Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. 2019 fühlten sich 40 Prozent der Befragten zumindest in einem Lebensbereich diskriminiert. In der EU waren es 42 Prozent.
Belästigung und Gewalt
- In Österreich gaben 33 Prozent der Befragten an, dass sie im Jahr vor der Erhebung belästigt wurden. In der EU waren das 38 Prozent.
- 11 Prozent wurden in den letzten fünf Jahren vor der Erhebung angegriffen. In der EU haben das 11 Prozent angegeben.
Anzeigen
- 8 Prozent haben bei der Polizei eine Anzeige wegen körperlicher oder sexueller Übergriffe gemacht. In der EU waren es 14 Prozent.
- 10 Prozent haben angegeben, ihre Diskriminierungserfahrung bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft oder einer anderen einschlägigen Organisation gemeldet zu habe. In der EU waren es 11 Prozent.
(Quelle: FRA)