Das österreichische Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsrecht ist leider äußerst zersplittert. Der eben erschiene Kommentar zum Gleichbehandlungsgesetz (GlBG plus GBK/GAW-G) und zu den Antidiskriminierungsbestimmungen des Behinderteneinstellungsgesetzes (BEinstG) behandelt die beiden zentrale Gesetze und schließt damit eine Lücke. Im Anhang sind die Geschäftsordnung der Gleichbehandlungskommission, das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz (samt Verordnung zur Geschäftsführung der Bundes-Gleichbehandlungskommission) und die einschlägigen Richtlinien enthalten. Einziger Wermutstropfen: Das Behindertengleichstellungsgesetz, worauf das BEinstG oft verweist, fehlt.
Die drei VerfasserInnen des Kommentars – der OGH-Richter Herbert Hopf, Klaus Mayr (AK OÖ) und Julia Eichinger (WU Wien) – sind ausgewiesene ExpertInnen im Antidiskriminierungsrecht. Sie verbinden gründliche Aufarbeitung der bisherigen Rechtsprechung mit innovativen Lösungsvorschlägen zu umstrittenen oder noch wenig beachteten Problemen – etwa Höhe des immateriellen Schadenersatzes und Mehrfachdiskriminierung. Auch die Anführung nichtjuristischer Literatur – z.B. bei sexueller Belästigung – lädt zu einer ganzheitlichen Beschäftigung mit Diskriminierung bei.
Neben den inhaltlichen Vorzügen überzeugt der Band auch durch die gute Lesbarkeit, die ihn von vielen anderen Kommentaren unterscheidet.
Aus NGO-Sicht ist besonders erfreulich, dass die Durchsetzung des Antidiskriminierungsrechts auch als faktische und nicht nur rechtliche Angelegenheit gesehen wird. So werden auch die öffentlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen, die die Rechtsfortbildung in diesem Bereich vorantreiben, ausführlich erwähnt.
Der Kommentar ist in dreiwöchiger Verwendung bereits unverzichtbar geworden. Wer regelmäßig mit Gleichstellung und Antidiskriminierung in der Arbeitswelt beschäftigt ist, sollte versuchen, den stolzen Preis aufzubringen!
Hopf/Mayr/Eichinger: GlBG: Gleichbehandlung – Antidiskriminierung
Manz Verlag Wien, 1046 Seiten, 228 Euro