Am 22. April 1993 wurde Stephen Lawrence, ein schwarzer 18-Jähriger Londoner, an einer Bushaltestelle von einer Gruppe rassistischer weißer Jugendlicher überfallen und erstochen. Die Polizei ermittelte innerhalb weniger Tage fünf Verdächtige, die aber mangels Beweisen freigesprochen wurden.
Die Angehörigen von Lawrence führten den Freispruch auf unmotivierte Ermittlungen der Polizei und der Staatsanwaltschaft zurück. Von Anfang gab es Vorwürfe, dass Polizei und Staatsanwaltschaft nicht mit der notwendigen Sorgfalt gearbeitet hätten. Der pensionierte Richter Sir William Macpherson wurde mit der Untersuchung der Ermittlungen beauftragt.
Im Jahr 1999 legte Macpherson seinen Bericht vor, der unter dem Namen „Macpherson Inquiry“ bekannt ist und englische Rechtsgeschichte schrieb. Zusammenfassend belegt der Bericht massiven institutionellen Rassismus in der Londoner Polizei, der in diesem Fall zu den Freisprüchen führte. Als direkte Folge wurde das Criminal Justice Act 2003 erlassen, das es z.B. ermöglicht bei Vorliegen neuer Beweise ein bereits abgeschlossenes Verfahren noch einmal aufzunehmen.
Schließlich wurde auch der Prozess gegen zwei der schon ursprünglich Verdächtigen aufgenommen. Sie wurden am 3. Jänner 2012 wegen rassistisch motivierten Mordes zu 14 und 15 Jahren verurteilt. Das Urteil fiel relativ mild aus, da sie damals selbst noch dem Jugenstrafrecht unterlagen. Der Richter führte ausdrücklich aus, dass aus seiner Sicht nicht alle Täter vor Gericht gestanden hätten und er sich weitere Anklagen gegen zwei oder drei weitere Täter erwarte.