Die 22-jährige Studentin wurde von Abercrombie & Fitch angestellt und arbeitete im Londoner Hauptgeschäft als Verkäuferin, bei der vor allem bei Teenagern und jungen Leuten beliebten US-Modekette.
Beim Einstellungsgespräch gab die junge Frau nicht an, dass sie eine Unterarmprothese trägt, weil sie dadurch in keiner Weise in ihrer Arbeit- und Leistungsfähigkeit eingeschränkt wird.
Von ihrem Chef wurde sie zum Tragen einer Strickjacke über dem üblichen T-Shirt aufgefordert, sodass die Prothese verdeckt wird. Mitarbeiter des so genannten „visual teams“, einer Abteilung für ästhetische Angelegenheiten verboten der Frau jedoch weiter im Verkaufsbereich tätig zu sein und forderten sie auf, nunmehr im Lager zu arbeiten (nachzulesen auch bei BIZEPS).
Klage
Die junge Frau verklagte Abercrombie & Fitsch wegen Diskriminierung und gab an, dass ihre Armprothese nicht zum Image der jugendlich-sportlichen Bekleidungsmarke gepasst hat. Sie fühlte sich gedemütigt und erniedrigt. Sie versuchte aufgrund dieser Vorfälle nach dem Ausscheiden aus dem Unternehmen durch Kündigung ihr Prothese selbst im Hochsommer durch das Tragen von langärmeligen Pullovern zu verdecken.
Die US-Modekette wehrte sich gegen die Vorwürfe und verwies auf ihre strikte Antidiskrmininierungs- und Antimobbingpolitik. Zudem strebe das Unternehmen danach, allen Mitarbeitern eine „würdevolle“ Umgebung zu schaffen. Die Versetzung vom Verkaufs- in den Lagerraum begründete Ambercrombie & Fitch mit der angeblichen Angsstörung der Frau. Die Tätigkeit im Lager sollte sie vor zu lauter Musik schützen.
Das Gericht in London sah im Vorgehen des Unternehmens eine rechtswidrige Belästigung und verpflichtete Abercrombie & Fitch zusätzlich zur Zahlung einer grundlegenden Entschädigung von 136,- £ und des Verdienstausfalls von 1.077,- £ zu einer Entschädigung für die erlittene Demütigung, den Vertrauensverlust und die verletzten Gefühle in Höhe von 6.800,- £.
Das Gericht verwies in seiner Entscheidung aber auch darauf, dass das Verhalten des Unternehmens keine unmittelbare Diskriminierung aufgrund der Behinderung darstellt, bemerkte aber auch kritisch, dass es nicht ausreicht glänzende Handbücher im Umgang mit Diskriminierung zu haben – sie müssen auch tatsächlich angewendet werden.
Kommentar
Der Anwalt der Studentin lobte seine Mandantin für den großen Mut, sich gegen ein so großes multi-nationales Unternehmen zur Wehr zu setzen. Dieser Aussage kann man sich nur anschließen.
Leider hat das Verfahren zu keinem Umdenken bei Abercrombie & Fitch geführt, denn sie vertreten weiter die Ansicht, dass die Ereignisse lediglich ein Missverständnis sind und durch bessere Kommunikation hätten vermieden werden können.