Wer den Begriff „Bizeps“ googelt wird erst nach einigen Einträgen zu Muskeltraining und Bodybuilding die Internetseite des Vereins finden, der den Anfang unserer Sommerserie „Warum wir Mitglied beim Klagsverband sind“ macht.
Selbstbestimmt leben
Die Mitarbeiterinnen von BIZEPS setzen sich bereits seit 1994 mit Kraft und Stärke – so wie besagter Muskel – für Menschen mit Behinderung ein. Die Selbstbestimmt-Leben-Organisation mit Sitz in Wien betreibt eine Beratungsstelle und ist zugleich Interessensvertretung und Nachrichtenportal. So kann man auf www.bizeps. or.at stets die neuesten Informationen finden.
BIZEPS war aber auch eines der Gründungsmitglieder des Klagsverbands im Jahr 2004. Etwas, auf das Obmann Martin Ladstätter stolz ist. Nach den Beweggründen gefragt, muss er nicht lange nachdenken: „Wir wollten eine Sichtweise für Diskriminierung entwickeln und gemeinsam dagegen vorgehen. Wichtig war mir persönlich auch, dass es uns so gelingt ExpertInnenwissen zu bündeln, welches wir nie in den einzelnen NGOs sammeln und finanzieren könnten.“
Ein Fall für den Klagsverband
Bereits neunmal ist aus einer Beratung, die BIZEPS gemacht hat, ein Fall für den Klagsverband geworden. Hier nur zwei Beispiele:
Ein Rollstuhlfahrer, der in Wien regelmäßig mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, wird vom Busfahrer nicht in den Bus gelassen. Als Begründung gibt der Fahrer an, der Rollstuhl sei zu schwer für die Rampe. Der Mann erklärt, dass er schon oft über die Rampe in den Bus gefahren sei, aber der Busfahrer lässt ihn einfach an der Haltestelle stehen und fährt weg. Nach einer erfolglosen Schlichtung strengt der Klagsverband ein Gerichtsverfahren für den betroffenen Mann an, bei dem ihm ein immaterieller Schadenersatz zuerkannt wird.
In einem anderen Fall geht es erneut um einen körperbehinderten Mann im Rollstuhl: Für seine Reisen hat er über viele Jahre eine entsprechende Jahresversicherung abgeschlossen, ohne diese jemals in Anspruch genommen zu haben. Auf einen erneuten Antrag teil die Versicherung mit, dass der Kläger nicht mehr versichert werden könne. Nachdem trotz großer Bemühungen des Klägers keine Lösung gefunden wird, stellt er einen Antrag auf Schlichtung beim Bundessozialamt. Für die geplante Reise ist er jedoch gezwungen eine andere, mit Mehrkosten verbundene, Versicherung abzuschließen. Nach einer erfolglosen Schlichtung reicht der Mann mithilfe des Klagsverbands eine Klage ein. Das Gericht gibt ihm Recht und spricht ihm einen immateriellen Schadenersatz in Höhe von 1.500 Euro zu.
Beide Klagen hält Martin Ladstätter für große Erfolge, was die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung in Österreich betrifft. Allerdings müssten – wenn es um den BIZEPS-Obmann geht – die Beträge für Schadenersatz in Österreich dringend erhöht werden, denn es sei leicht für Unternehmen, sich so frei zu kaufen ohne den diskriminierenden Zustand wirklich zu verändern.
Neue Werkzeuge im Koffer
Insgesamt ist Martin Ladstätter sehr zufrieden mit der Mitgliedschaft seines Vereins beim Klagsverband: „Die Arbeit des Klagsverbands ergänzt unseren ‚Werkzeugkoffer‘ um ein weiteres Werkzeug. Neben der Beratungstätigkeit und der Interessensvertretung kommt nun – quasi als „Hammer“ – auch noch die Klagstätigkeit hinzu.
Wenn auch Sie Interesse an einer Mitgliedschaft beim Klagsverband haben, kontaktieren Sie uns bitte telefonisch 01/961 05 85-13 oder per e-mail.