Anlässlich des Internationalen Hurentages am 2. Juni machen Beratungsstellen und die Selbstorganisation für SexarbeiterInnen wiederholt auf die schlechten Arbeitsbedingungen von SexarbeiterInnen aufmerksam. Die Plattform sexworker.at, die Vereine LEFÖ (Wien), maiz (Linz), SXA-Info (Graz) und PiA (Salzburg) fordern die politischen EntscheidungsträgerInnen auf, SexarbeiterInnen endlich mit anderen Erwerbstätigen gleich zu stellen und ihren rechtlichen Schutz zu garantieren.
Die Situation von SexarbeiterInnen hat sich in Österreich in den letzten Jahren nicht verbessert. Im Gegenteil: Obwohl Beratungsstellen und die Plattform sexworker.at immer wieder öffentlich für mehr Rechte und gegen Stigmatisierung auftreten, wird SexarbeiterInnen mit Abwertung und Diskriminierung begegnet. Ständige Kontrollen, unverhältnismäßig hohe Verwaltungsstrafen und willkürliche Steuerbescheide sind eine alltägliche Realität und Ausdruck der politischen und gesellschaftlichen Doppelmoral.
In diesem Zusammenhang betonen die Organisationen abermals die langjährigen Forderungen:
- Entkoppelung des Regelungsbereichs der Prostitution aus den Sitten- und Anstandsnormen
- Rechtliche Gleichbehandlung und Gleichstellung von SexarbeiterInnen mit anderen Erwerbstätigen durch die Legalisierung der Sexarbeit als Erwerbstätigkeit und entsprechende fremdenrechtliche Änderungen
- Schutz vor Prekarisierung, Diskriminierung, Sexismus und Rassismus
Aktionstag am Mittwoch, 2. Juni
Wien, Urban Loritz Platz (vor der Hauptbücherei), 14:00-18:00
Mit: Info-Cafe, Live-Auftritt von Chra (www.myspace.com/chraxtl www.comfortzonemusic.com)
Linz, Aöltstadt, Hofberg 9, ab 10:00
Salzburg, Interview-Schiene mit den Salzburger Bezirksblättern
Veranstaltet von LEFÖ, sexworker.at, maiz, sxa-Info, PiA – Information und Ausstieg
Zum politischen Hintergrund des internationalen Hurentags:
2. Juni 1975: Proteste und Kirchenbesetzung von Sexarbeiterinnen in Frankreich
Am 2. Juni 1975 streiken Sexarbeiterinnen in Frankreich und bezeichnen in diesem Zusammenhang den Staat als den größten Zuhälter. 150 Frauen besetzen 10 Tage lang die Kirche Saint-Nizier in Lyon und schaffen damit eine internationale Öffentlichkeit für ihre Situation und ihre Forderungen. Als Aktionskollektiv wenden sie sich gegen die staatliche Diskriminierung und gegen polizeiliche Repressionen, die vorgeblich dem Kampf gegen Zuhälterei dienen sollen: ständige Kontrollen und Verhaftungen, Beleidigungen, Schikanen, unverhältnismäßige Strafen, willkürliche Steuerbescheide sowie Tatenlosigkeit der Polizei gegenüber Morden, Misshandlungen und anderen Formen von Gewalt gegen Sexarbeiterinnen. Die Sexarbeiterinnenbewegung von Lyon wehrte sich damit auch gegen die Stigmatisierung von SexarbeiterInnen und gegen die staatlich institutionalisierte Doppelmoral.