Für Menschen mit Behinderungen kann der Alltag schnell zum Spießrutenlauf werden. Eine Stufe, die mit dem Rollstuhl nicht befahren werden kann, ein Lichtschalter, der so hoch angebracht ist, dass man ihn im Rollstuhl nicht erreicht oder eine Tür, die für einen Rollstuhlfahrer zu schmal ist. Aber nicht nur Rollstuhlfahrer stoßen in vielen Gebäuden auf unüberwindbare Hürden. Auch Menschen mit Einschränkungen beim Sehen oder Hören haben oft Probleme mit Barrieren. So fehlen zB in vielen Gebäuden die so genannten Induktionsschleifen für schwerhörige Menschen. Auch Beschilderungen und Leitsysteme können zu einer Hürde werden: Nämlich dann, wenn sie farblich so gestaltet sind, dass sie für sehbehinderte Menschen nicht erkennbar sind oder wenn taktile Kennzeichnungen fehlen.
Viele Barrieren sind Planungsfehler, die schon vor dem Bau eines Gebäudes passieren. Für die Betroffenen haben aber auch kleinste Fehler große Konsequenzen: Wenn ein Gebäude über eine Rampe zugänglich ist, vor der Tür dann aber ein Gitter ist, in dem die Räder des Rollstuhls stecken bleiben, kann von Barrierefreiheit nicht mehr gesprochen werden. Diese Planungsfehler bei barrierefreien Bauten haben sich nun im Anschluss an ein Wien Charta-Gespräch eine Expertin von der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft Rehabilitation (ÖAR) und ein ExpertInnenteam vom Österreichischen Zivilinvalidenverband (ÖZIV ACCESS) gemeinsam mit einem Architekten genauer angesehen. Herausgekommen ist eine Liste mit den Top 10 der Planungsfehler mit zahlreichen Beispielen und mit Fotos anschaulich gemacht.
„Die Motivation des ÖZIV diese Liste zu erstellen, war die Hoffnung, dass Barrieren, die uns bei Neubauten immer wieder auffallen, künftig schon im Stadium der Planung und Einreichung von den zuständigen Baubehörden abgefangen werden,“ erklärt Erika Plevnik von ÖZIV ACCESS. „Wir hoffen auch, dass unsere Liste Planerinnen und Planer, Baubehörden und ProfessionistInnen dazu animiert mit uns in Dialog zu treten und diese sich nicht davor scheuen Fachexpertise einzuholen. Die Liste ist natürlich nur ein behelfsmäßiges Instrument um Barrieren zu identifizieren. Eine ergänzende Sensibilisierungsschulung würde dazu beitragen, das Auge auf Barrieren zu schulen sowie die Notwendigkeit der Beseitigung von Barrieren besser zu verstehen“, so Plevnik.
Maria Grundner von der ÖAR sieht das ähnlich: „Neben unserer Forderung in der Ausbildung mehr barrierefreies Planen und Bauen zu lehren ist es immer noch so, dass immer dieselben Planungsfehler passieren. Die Auflistung hat das Ziel EntscheidungsträgerInnen, PlanerInnen und Bauherren zu informieren. Eine barrierefrei gebaute Umgebung ist für alle Menschen komfortabler und sicherer nutzbar!“
Die Liste TOP 10 Planungsfehler im barrierefreien Bauen kann hier heruntergeladen werden.